Abteilung für die Kunst des 15.-16. Jahrhunderts
Abteilung für die Kunst des 15.-16. Jahrhunderts

Abteilung für die Kunst des 15.-16. Jahrhunderts

Mit Anwendung von Paragraph IV der neuen interne Verordnung der Museen, die am 1. Oktober 2008 Jahres in Kraft trat (Verordnung der Museumsdirektion der Vatikanstadt), hat die Abteilung für die Kunst des 15.-16. Jahrhunderts ihre heutige Form angenommen. Die Abteilung hat die Aufgabe, die „Sammlungen beweglicher Werke der Mal- und Bildhauerkunst des 15. und 16. Jahrhunderts zu studieren, zu bewahren und aufzuwerten, die in der Pinakothek, in den Galerien und Vatikanischen Palästen ausgestellt, in Lagerhäusern aufbewahrt oder in den Immobilien der Päpstlichen Vertretungen und extraterritorialen Gebäuden des Staates der Vatikanstadt untergebracht sind“. In den Zuständigkeitsbereich der Abteilung fallen auch „Wandmalereien und Dekorationen an Denkmälern von historisch-künstlerischem Charakter“, die der Direktion der Museen und der Kulturgüter unterstellt sind.

Die Ursprünge der Abteilung gehen auf das Jahr 1932 zurück. Damals wurden nach Gesetz und Verordnung vom 1. und 5. Dezember die damaligen Sammlungen der Denkmäler, Monumente, Museen und Päpstlichen Galerien in drei Sektionen aufgeteilt, darunter die Sektion Mittelalter-Moderne, die 1933 der Leitung von Deoclecio Redig De Campos (1905-1989) unterstellt wurde. Mit Inkrafttreten der neuen Verordnung der Museen im Jahr 1971, das die Gliederung in Museumsabteilungen vorsah, wurde die Abteilung für die byzantinische-mittelalterliche und moderne Kunst gegründet und Fabrizio Mancinelli zu ihrem Leiter ernannt. Nach dessen Tod im Jahr 1994 ging die Leitung an Arnold Nesselrath über, der bis 2017 im Amt war.

Das Kunsterbe der Abteilung umfasst Mal- und Architekturwerke von außerordentlicher historischer und kultureller Bedeutung, darunter die Fresken in der Sixtinischen Kapelle – von den Wandszenen mit Geschichten aus dem Leben Moses und aus dem Leben Christi und den Porträts der Päpste, die von Papst Sixtus IV. Della Rovere (1471-1484) in Auftrag gegeben und zwischen 1481 und 1482 von Meistern vom Kaliber eines Sandro Botticelli, Domenico Ghirlandaio, Pietro Perugino, Cosimo Rosselli und Luca Signorelli ausgeführt wurden – bis hin zum Gewölbe mit den Geschichten der Genesis im Zentrum und der Altarwand mit dem Jüngsten Gericht: Werke, die  Michelangelo unter den Pontifikaten von Julius II. Della Rovere (1503-1513) und Paul III. Farnese (1534-1549) geschaffen hat. Die besagte Abteilung umfasst auch: die Stanzen des Raffael (Saal der Signatur, Saal des Heliodor, Saal des Borgobrandes und Saal des Konstantin), die zu den Gemächern im zweiten Stock des Vatikanpalastes gehörten, die von Julius II. und seinen Nachfolgern bewohnt und zwischen 1508 und 1524 von Raffael und seinen Schülern mit Fresken ausgeschmückt wurden; sowie die Landkarten-Galerie, ein 120 Meter langer Korridor. Letztere entstand in der Zeit des Pontifikats von Gregor XIII. Boncompagni (1572-1585) unter der Leitung von Girolamo Muziano und Cesare Nebbia und der Mithilfe des Mathematikers und Geographen Ignazio Danti und umfasst Dutzende von Landkarten, die die Regionen Italiens, die vier wichtigsten italienischen Hafenstädte (Civitavecchia, Genua, Ancona und Venedig) sowie Veduten der Belagerung Maltas durch die Türken 1565 und die Schlacht von Lepanto 1571 zeigen. An der Decke sind verschiedene religiöse Episoden dargestellt, die sich in den darunter abgebildeten Regionen abgespielt haben.

Nicht weniger bedeutend sind zwei weitere Räumlichkeiten, die in den Rundgang der Museumsbesuche einbezogen sind: die Nikolinische Kapelle – die in den letzten Pontifikatsjahren des Papstes Nikolaus V. Parentucelli (1447-1455) von Beato Angelico mit Fresken ausgeschmückt wurde [an den Wänden mit den Geschichten der Heiligen Stephanus und Laurentius, an der Decke mit den Figuren der Evangelisten und der Kirchenlehrer (1448-50)] – und die Borgia-Gemächer, eine Reihe von Räumen, die nach dem umstrittenen Pontifex benannt sind, der dort gelebt hat: dem Katalanen Alexander VI. Borgia (1492-1503). Für den prachtvolle Freskenschmuck zeichnen Pinturicchio und seine Werkstatt verantwortlich, die dort zwischen 1492 und 1494 am Werk war.

Die Abteilung ist auch für Räumlichkeiten von außergewöhnlicher historisch-künstlerischer Bedeutung zuständig, die wegen ihrer besondere Lage im Apostolischen Palast in Liturgien und Zeremonien eingebunden und daher nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Es handelt sich um: die Paulinische Kapelle, die dem Papst als Privatkapelle dient und zwischen 1542 und 1550 von Michelangelo mit Fresken ausgeschmückt wurde [der Bekehrung des Saulus und der Kreuzigung Petri (das geistliche Testament Michelangelos und sein letztes malerisches Kunstwerk)]; die Sala Regia, deren Ausschmückung von Perin del Vaga begonnen und von Künstlern wie Francesco Salviati, Orazio Samacchini, Livio Agresti, Giorgio Vasari, den Brüdern Zuccari und anderen um 1541 und 1573 zu Ende geführt wurde; die Herzogssaal, für deren Ausschmückung unter den Pontifikaten von Pius IV. Medici und Gregor XIII. gleich eine ganze Riege von Künstlern verantwortlich zeichnet (Lorenzo Sabatini und Raffaellino da Reggio, Cesare Piemontese, Matteo Brill, Paris Nogari und Matteino da Siena); die beiden Paramentensäle und die dazugehörige „Galleriola“ mit Fresken u.a. von Mario Sabatini und Marco da Faenza (1576-77) und einem Pfingsten von Girolamo Muziano (1576-78); die beiden Loggien des Johannes von Udine im ersten und dritten Stock des Apostolischen Palastes; die Loggia des Raffael und die Loggetta des Bibbiena im zweiten und dritten Stock desselben Flügels, deren Ausschmückungen von Papst Leo X. (1516-19) und Kardinal Dovizi da Bibbiena (1516) in Auftrag gegeben wurden; sowie weitere Räume von hohem architektonischen und künstlerischen Wert, die mit dem Wesen und der Identität des Päpstlichen Palastes verbunden sind. Die Abteilung hat die Aufgabe, den Konservierungszustand all dieser Räumlichkeiten zu überwachen, zu erforschen und zu kontrollieren.

Zusätzlich zu den oben genannten Aufgaben ist die Abteilung auch für die Bewahrung und Aufwertung der Gemäldesammlung aus dem 15. und 16. Jahrhundert zuständig, die in der Vatikanischen Pinakothek aufbewahrt wird. Die aus zwei Sammlungs-Kernen aus den Jahren 1770 und 1790 – also den Pontifikaten von Clemens XIV. Ganganelli (1769-1774) und seines Nachfolgers Pius VI. Braschi (1775-1799) – entstandene Pinakothek, beherbergt die Meisterwerke führender Meister der italienischen Renaissance: Beato Angelico, Filippo Lippi, Melozzo da Forlì, Carlo Crivelli, Giovanni Bellini, Perugino, Leonardo, Raffaello, Giulio Romano, Tiziano, Veronese, Federico Barocci, Ludovico Carracci und viele andere.